Die Bakterien gehören zu den Streptokokken, eine Familie mit wichtigen Krankheitserregern für Menschen und Tiere. Die mikrobiologischen Arbeiten erfolgten in Zusammenarbeit mehrerer wissenschaftlicher Einrichtungen und wurden vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und vom Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) geleitet. Fachleute des CVUA Stuttgart unterstützten die Studie durch ihre Expertise in der identifizierenden Spektroskopie und der Elektronenmikroskopie.
Das Chaco-Pekari (Catagonus wagneri) [ Abbildung 1] war seit etwa 1930 nur aus südamerikanischen Knochenfunden bekannt und galt bereits als ausgestorben. Es war daher eine zoologische Sensation, als 1975 die Entdeckung lebender Exemplare dieser Nabelschweine wissenschaftlich bestätigt werden konnte [1]. Die stark gefährdete Tierart kommt heute in kleiner Zahl verstreut in unzugänglichen Gebieten des Chaco Paraguays, Boliviens und Argentiniens vor [2].
In zoologischen Gärten werden Chaco-Pekaris nur selten gezeigt. Die in menschlicher Obhut gehaltenen Gruppen sind wichtig zur Sicherung der Arterhaltung, aber auch um mehr über die Lebensweise oder über die Krankheiten der kostbaren Tiere zu erfahren. Schwere Erkrankungen werden daher intensiv wissenschaftlich untersucht.
In zwei aufeinanderfolgenden Jahren wurden bei einer Gruppe Chaco-Pekaris Erkrankungen, auch mit Todesfolge, beobachtet. Betroffen waren vor allem junge Tiere im ersten Lebensjahr, die eitrige Infektionen der oberen und unteren Atemwege zeigten. Als Auslöser der ernsten Atemwegserkrankungen wurde ein bisher unbekannter bakterieller Erreger nachgewiesen [ Abbildung 2]. Diese Bakterienart aus der Familie der Streptokokken konnte nun näher charakterisiert und taxonomisch beschrieben werden. Die neue Art wurde nach ihrer Wirtsspezies als Streptococcus catagoni sp. nov. benannt (s. Abbildung 2) [3, 4].