Es handelt sich deshalb um eine sogenannte Zoonose. Auch andere Wild-, Haus- und Nutztiere können sich infizieren. Die Erkrankung ist in Deutschland nach dem Infektionsschutzgesetz und einer auf dem Tiergesundheitsgesetz basierenden Verordnung meldepflichtig.
Hintergrund
Vor mehr als 100 Jahren trat erstmals in Kalifornien eine Erkrankung bei Eichhörnchen auf, die durch die unbeschriebene Bakterienart Francisella tularensis (benannt nach dem Bakteriologen Edward Francis) ausgelöst worden war. Heute weiß man, dass es sich bei dem Erreger um ein gramnegatives, kokkoides Stäbchenbakterium mit 4 Unterarten (F. tularensis ssp. tularensis (Biovar Typ A), ssp. holarctica (Biovar Typ B), ssp. mediasiatica und ssp. novicida) handelt. Für die klinische Ausprägung der Tularämie sind vor allem die beiden erstgenannten Unterarten verantwortlich.
Tularämie bei Tieren
Bislang konnte Francisella tularensis bei mehr als 125 Säugetierarten nachgewiesen werden. Das Erregerreservoir stellen unterschiedliche wildlebende Kleinsäuger-Arten dar, vor allem Hasenartige und Nagetiere (Mäuse, Ratten, Biber, Eichhörnchen etc.). Die Tiere werden meist durch blutsaugende Insekten wie Zecken, Milben, Flöhe oder Mücken infiziert, die den Erreger zuvor mit dem Blut bei einem infizierten Tier aufgenommen haben. Auch der direkte Kontakt mit infizierten Tieren oder eine indirekte Übertragung durch kontaminiertes Wasser oder Ausscheidungen kommen als Infektionsquellen in Frage. Außerdem kann der Erreger mittels Tröpfcheninfektion über die Luft übertragen werden.
Arten wie die Wasser- und Bisamratte sowie die große Wühlmaus können zwar infiziert werden, erkranken jedoch selbst nicht und werden somit zu effizienten Überträgern der Erkrankung. Auch Vögel wie Möwen oder Raubvögel können den Erreger über weite Strecken verschleppen. In sehr seltenen Fällen können sich auch Hunde oder Katzen infizieren und in unterschiedlichem Ausmaß erkranken, was insbesondere bei der Führung von Jagdhunden, welche in Kontakt mit potentiell infizierten Beutetieren kommen könnten, bedacht werden sollte.
Krankheitsverlauf
Die Krankheit verläuft bei den meisten Tierarten akut und führt innerhalb weniger Tage, manchmal sogar Stunden, zum Tod der betroffenen Tiere durch eine Sepsis. Diese zeigen auf Grund der fieberhaften Allgemeininfektion zunächst Schwäche und eher unspezifische Symptome. Ein mangelndes oder sogar fehlendes Fluchtverhalten, schwankender Gang, gesträubtes Fell und schnelle Atmung sind verdächtig. Der Jagdpächter oder das zuständige Veterinäramt sollten über krankheitsverdächtige und tot aufgefundene Wildtiere informiert werden.
Auch ein chronischer Verlauf ist möglich. Hierbei dominieren Abmagerung, Milz- und Leberabszesse. Außerdem fallen bei den meist nach 2-6 Wochen verendenden Tieren Hautgeschwüre und geschwollene Lymphknoten auf. Auch bei erkrankten Hunden stehen Apathie, Fieber, Inappetenz und eine Schwellung der Lymphknoten im Vordergrund. Bei trächtigen Schafen können Aborte auftreten.
Wichtig zu bedenken ist, dass der Tierkörper im Falle einer Franciselleninfektion auch ohne sichtbare äußere Veränderungen sehr große Erregermengen enthalten kann (Abb. 1). Der Umgang mit solchen Tieren oder Tierkörpern ohne weitere Schutzmaßnahmen sollte daher möglichst vermieden werden.