Krankheitssymptome
Etwa ein bis zwei Wochen nach der Aufnahme der Larven über rohes oder unzureichend erhitztes Fleisch treten abhängig von der Trichinellen-Art, der Wirtsabwehr und der Anzahl aufgenommener Trichinellen-Larven (mindestens etwa 100 – 300 Larven) erste klinische Symptome auf. Dabei rufen die im Darm befindlichen erwachsenen Trichinellen, wenn überhaupt, zunächst Übelkeit und Durchfall hervor (sogenannte enterale Phase).
Wesentlich schwerwiegendere Krankheitsbilder entstehen durch die über die Blutbahn vom Darm zur Muskulatur wandernden Larven (Migrationsphase). Dazu gehören Schüttelfrost, begleitet von hohem Fieber und ausgeprägte Muskelschmerzen mit Schwellungen und Bewegungsstörungen, die auch die Augenmuskulatur und /oder die Schluckmuskulatur betreffen können. Ein Befall der Herzmuskulatur kann zu schwerwiegenden Herzmuskelentzündungen, Herzrhythmusstörungen sowie Kreislaufversagen, auch mit Todesfolge, führen. Wandern die Larven ins zentrale Nervensystem, können Gehirnentzündungen, psychotische Zustände, Krampfanfälle und Koma eintreten. Im ZNS eingekapselte Larven können in der sog. späten Phase Funktionsstörungen durch örtlich begrenzte Gehirnveränderungen verursachen.
Jede Trichinellose des Menschen ist nach Infektionsschutzgesetz meldepflichtig.
Diagnostik
Bei verdächtiger klinischer Symptomatik und entsprechendem Vorbericht sollte frühzeitig die Trichinellose abgeklärt werden. Dazu stehen Labordiagnostische Methoden zur Verfügung. Erste Hinweise gibt bereits das Differenzialblutbild, da bei der Mehrheit der betroffenen Patienten bereits in der 1. Phase der Infektion, der sog. enterale Phase, eine Vermehrung bestimmter weißer Blutkörperchen in Form einer sogenannten „Eosinophilie“ auftritt. Während der Migrationsphase ist im Blutbild die Kreatinkinase (CK) erhöht. Auch eine Unrinuntersuchung und EKG Veränderungen weisen auf eine Trichinellose hin. Die weitere labordiagnostische Eingrenzung des Anfangsverdachts einer möglichen Trichinellen-Infektion erfolgt dann durch den Antikörpernachweis (ELISA oder Immunoblot).
In seltenen Fällen wird eine feingewebliche (histologische) Untersuchung von Muskelbiopsie-Proben erforderlich sein, um die Diagnostik der Trichinella-Infektion zweifelsfrei zu bestätigen. Durch Einsatz der Polymerasekettenreaktion (PCR) lässt sich dann meist auch die genaue Trichinellen-Art bestimmen.
Therapie
Therapiemaßnahmen gelten als effektiv, vor allem, wenn sie möglichst frühzeitig eingeleitet werden, um Spätschäden, wie z.B. irreversible Schäden an der Muskulatur, zu vermeiden. Zur Therapie betroffener Patienten eignen sich so genannte Wurmmittel (Anthelmintika) auf der Basis von Benzimidazolen (Mebendazol/Albendazol).
Prävention
Als wichtigste präventive Maßnahme zur Bekämpfung möglicher Trichinellen-Infektionen gilt nach wie vor die gesetzlich vorgeschriebene Untersuchung der Lebensmittel liefernden Tiere. Sie wird im Rahmen der amtlichen Schlachttier-und Fleischuntersuchung in den Mitgliedsstaaten der EU durch die Veterinärbehörden durchgeführt und ist detailliert in der Durchführungsverordnung (EU) 2015-1375 beschrieben. Das Fleisch von Schweinen, Wildschweinen sowie anderen, gegebenenfalls als Trichinellen-Träger infrage kommenden Tierarten darf erst dann als Lebensmittel in den Verkehr gebracht werden, wenn diese Untersuchung eindeutig negativ verlaufen ist.
Als eine zusätzliche, sichere Möglichkeit der Prävention gegenüber einer Trichinellen-Infektion bietet sich die Wärmebehandlung der Lebensmittel vor dem Verzehr an. Kerntemperaturen des Fleisches von mindestens 70 °C über einen Zeitraum von 60 Sekunden töten die Trichinellen-Larven sicher ab. Risiken bestehen bei unzureichender Temperatur im Innern des Fleischstücks.
Das Räuchern, Pökeln, Trockenen sowie auch das Tieffrieren zur Unschädlichmachung von Trichinellen-Larven stellen beim Wildschwein keine sicheren Methoden zur Abtötung der Parasiten dar.
Prävalenz und Epidemiologie
Im Rahmen der in Deutschland obligatorischen Untersuchung werden jährlich mehr als 50 Millionen Hausschweine und 400.000 Wildschweine getestet. In Deutschland treten Trichinellen nur noch äußerst selten auf. Bei Haustieren wie Schweinen werden diese seit vielen Jahren nur sehr selten bei Tieren mit Freilandhaltung gefunden, zuletzt 2018. Auch bei Wildtieren sind derartige Befunde ein seltenes Ereignis. Die Nachweisrate bei Wildschweinen beträgt nur noch 0,007 Prozent. Daher wird die Trichinellose beim Menschen in Deutschland vorwiegend als eine Erkrankung angesehen, die entweder im Ausland erworben oder durch illegale Fleisch- und Fleischwarenimporte aus Drittländern hervorgerufen wird.
Aktueller Fall ist ein seltenes Ereignis
Im vorliegenden Falle wurde der Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) darüber in Kenntnis gesetzt, dass in der Trichinen- Untersuchungsstelle des Amtes für Verbraucherschutz und Veterinärwesen des Landkreises Hersfeld-Rotenburg im Rahmen der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung ein Trichinellen-verdächtiges Wildschwein identifiziert wurde. Proben des etwa 82 Kilogramm schweren und am 25.07.2023 in Hirscheiche Feldatal erlegten Tieres wurden daraufhin im Landesbetrieb Hessisches Landeslabor nachuntersucht und zur Typisierung an das Nationale Referenzlabor für Trichinella (NRL Trichinella) am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin gesendet. Das betroffene Tier wurde ordnungsgemäß unschädlich beseitigt.