Erkrankung und Diagnose:
Eine Erkrankung wird lediglich bei Wiederkäuern (insbesondere Rindern, Schafen und Ziegen) beobachtet und unterliegt bei diesen Tierarten auch der Meldepflicht. Erwachsene Tiere zeigen in den meisten Fällen keine oder nur leichte klinische Symptome wie leichtes Fieber oder Milchrückgang. Dramatisch kann die Infektion aber bei trächtigen Tieren bzw. den Feten verlaufen. Je nachdem, in welchem Stadium der Trächtigkeit das Muttertier infiziert wird, kann es zu schweren Missbildungen kommen. Die Jungtiere sind meist nicht lebensfähig, zeigen z.B. Gelenkversteifungen in Halswirbelsäule und Gliedmaßen, Verkürzung des Ober- oder Unterkiefers, Veränderungen des Gehirns bis zum vollständigen Fehlen des Großhirns. Aufgrund der verkrümmten Gliedmaßen kann es auch zu Schwergeburten und entsprechenden Komplikationen für das Muttertier kommen.
Ein Teil dieser typischen Veränderungen war auch bei den aktuell am LHL untersuchten Lämmern feststellbar.
RNA-Virus als Erreger:
Bei dem Erreger handelt es sich um ein RNA-Virus aus der Familie der Peribunyaviridae. Viren dieser Familie können sich in Vertebraten und Stechmücken (insbesondere Gnitzen) vermehren. Aus diesem Grund wird es als sogenanntes Arbovirus (arthropod-borne) bezeichnet, Stechmücken der Gattungen Culex und Culicoides dienen als Überträger des Virus. Eine Infektion von Tier zu Tier findet nicht statt.
Benannt ist das Virus nach dem Ort seiner Entdeckung im Jahr 2011 in Schmallenberg, Nordrhein-Westfalen. Es ist eng verwandt mit dem in Ozeanien, Asien und Afrika weitverbreiteten Akabane-Virus und verursacht ein ähnliches Krankheitsbild. Nach den ersten Nachweisen in Deutschland im Jahr 2011 wurde das Virus im Anschluss in vielen Ländern Europas nachgewiesen (u.a. Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien).
Bestätigung im Labor:
Der Nachweis des Virus ist mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) möglich. Allerdings dauert die Phase, in der das Virus im Blut nachweisbar ist (sogenannte Virämie), bei adulten Tieren nur ca. sechs Tage. Bei den missgebildeten Jungtieren bzw. Totgeburten ist der PCR-Nachweis aus Blut oder Organen meist erfolgreich. Zusätzlich können Blutproben auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen das Virus mittels ELISA untersucht werden.
Andere infektiöse Erkrankungsursachen, die solche Veränderungen hervorrufen können (z.B.: Bovine Virus-Diarrhoe (BVD), Blauzungenkrankheit (BTV) oder Q-Fieber), aber auch toxische oder ernährungsbedingte Ursachen müssen als Differentialdiagnose abgeklärt werden. Als Probenmaterial eignen sich Blutproben oder die Kadaver der Neugeborenen/Totgeburten.