Über 4000 Fälle sind seither bekannt geworden. Im Juli 2021 folgten dann die ersten Ausbrüche bei Hausschweinen auf deutschem Gebiet. Betroffen waren zwei Kleinsthaltungen, ein Biobetrieb und später noch ein konventioneller Betrieb mit 4000 Mastschweinen. Die Schweine wurden alle getötet. Dieses Jahr sind bisher drei Schweinehaltungen betroffen gewesen.
Die Seuche ist für Menschen ungefährlich. Das sofortige Verbringungs- und Handelsverbot führt jedoch zu Tierschutzproblemen, sowie massiven wirtschaftlichen Schäden und zum Ruin vieler Betriebe. Allein für Deutschland wird ein ASP-bedingter Rückgang der Schweineproduktion um rund 20 Prozent geschätzt. Abnehmer wie Russland und China sind plötzlich weggebrochen, obwohl diese Länder schon seit Längerem ebenfalls von der ASP betroffen sind. Das erschwert insbesondere die Vermarktung der bei uns als weniger wertvoll eingestuften Teilstücke.
Ausbreitungswege: Schnell und wenig kontrollierbar
Die ASP nahm ihren Ursprung 2007 in Georgien und breitete sich langsam auf zwei Wegen nach Osteuropa und Asien aus. Wichtigster Vektor ist der Mensch, der infizierte Fleisch- und Wurstwaren in denen das Virus für viele Monate überleben kann, aus Unachtsamkeit in Kontakt zu Haus- und Wildschweinen bringen kann. Diese Ausbreitung ist schnell, denn sie erfolgt mit Hilfe von Last- und Personenverkehr, und ungerichtet, weil der Zufall entscheidet, wo infizierte Produkte in den Bereich von Schweinen gelangen. Am stärksten sind Wildschweine bedroht, weil sie nicht durch Maßnahmen der Biosicherheit abgeschottet werden können. Sie bilden dann den zweiten Ausbreitungsweg, der mit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von rund 20 bis 30 Kilometer pro Jahr wesentlich langsamer und zielgerichteter von statten geht.
Übertragung: Blut oder Gewebe als optimales Trägermaterial
Die lange Dauer von 14 Jahren von Georgien bis nach Deutschland erklärt sich durch die geringe Übertragbarkeit des Virus von einem Schwein zum nächsten. Wind und Luft reichen nicht aus. Auch Insekten, Vögel oder andere Tiere spielen dabei in unseren Breiten keine Rolle. Schweine müssen Kontakt zu infiziertem Blut oder Gewebe haben zum Beispiel Fleisch- und Fleischverarbeitungsprodukte oder Kadaver. Infizierte Schweine können das Virus für 3 bis 10 Tage in sich tragen und ausscheiden, bevor sie daran verenden. Die Erkrankung verläuft meist tödlich, aber 5 Prozent der Wildschweine sind resistent und können das Virus bis zu 100 Tagen lang ausscheiden.
Krankheitsverlauf
Die Krankheit verläuft als schwere Sepsis mit hohem Fieber. Die Schweine sind erschöpft, stellen die Nahrungsaufnahme ein und zeigen massives Krankheitsverhalten und Leiden. Blutgefäße und Blutgerinnung werden zerstört, starke Blutungen über die Haut und alle Körperöffnungen sind die Folge. Auch blutiger Durchfall ist dabei und dieses Blut ist hochinfektiös. In blutigem Kot und in Kadavern bleibt das Virus monatelang auch im Boden infektiös, solange dieser alkalisch ist. Auf saurem Sandboden kann sich das Virus hingegen kaum halten und kontaminierte Futtermittel (Getreide, Stroh und andere) verlieren nach wenigen Tagen bis Wochen jede Infektiosität.
Ausbreitung: Langsam, beharrlich, tödlich
Die Ausbreitungsdynamik der ASP beruht auf vier Säulen. Die niedrige Übertragbarkeit (Kontagiosität) führt dazu, dass sich nur wenige Tiere im Umfeld eines Infizierten anstecken. Es ist nicht zu erwarten, dass alle Wildschweine einer Rotte oder in einer Region innerhalb kurzer Zeit sterben und die Seuche damit zur Ruhe kommt. Sondern es werden sich über viele Wochen und Monate immer wieder einzelne Tiere anstecken und die Seuche am Leben erhalten. Die zweite Säule, die hohe Widerstandskraft des Virus in der Umwelt (Tenazität) liefert dazu einen wichtigen Beitrag, insbesondere wegen der Kadaver. Wildschweine sind keine Kannibalen. Experimente des Friedrich-Loeffler-Instituts zeigten, dass die toten Tiere nicht aufgefressen werden. Dennoch kommt es zur Kontaktaufnahme und damit zur Infektion mit virushaltigem Blut, sobald dieses austritt. Eine dritte Säule ist die hohe Sterblichkeit (Letalität). Infizierte Tiere entwickeln hohe Virustiter und sterben letztlich an der körpereigenen Abwehrreaktion (Zytokinsturm). Dadurch stehen im Bereich des verendeten Tieres hohe Virusmengen zur Verfügung. Bei direktem Kontakt erleichtern sie die Infektion und Weitergabe der Seuche. Alle drei Säulen zusammen sind dafür verantwortlich, dass sich die Seuche lange in einem Gebiet halten kann, sie wird endemisch. Wildschweinpopulationen überlappen sich und es kommt dabei immer auch zu einer, wenn auch langsamen Ausbreitung in die Nachbargebiete. Diese Ausbreitung kann durch die vierte Säule verstärkt werden, wenn resistentere Wildschweine den Erreger weitertragen, ohne daran zu verenden.
Aktueller osteuropäischer Virus-Typ
Anzeichen wie fleckenförmige oder großflächige Blutungen der Haut und Schleimhäute lassen die ASP mit dem aktuellen osteuropäischen Virustyp bei hellhäutigen Schweinen gut erkennen.
Ausbrüche der ASP sind nicht ganz neu. Die ASP prägte die iberische Halbinsel über die 1960er bis 1990er Jahre hinweg. Der aktuelle osteuropäische Typ ist inzwischen vom Schwarzen Meer bis zum Baltikum flächendeckend verbreitet, mit Schwerpunkten in Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Polen und den baltischen Staaten. Auch Tschechien (2017 und 2018) und Belgien (2019) waren vorübergehend insbesondere von ASP beim Wildschwein betroffen, gelten jedoch inzwischen wieder als ASP-frei.
Maßnahmen nach Ausbruch
Betriebe in den betroffenen Gebieten wurden vorsorglich gekeult und die Wildschweinepest wurde durch strikte Umsetzung dreier Maßnahmen erfolgreich bekämpft. Es gilt die gefährdeten Gebiete nicht mehr aus den Augen zu lassen (Monitoring), um einen Neuausbruch so schnell wie möglich zu entdecken und die Hochrisikoperiode einer unerkannten Ausbreitung zeitlich zu minimieren. Im Ausbruchsfall wird das betroffene Gebiet großzügig abgeschirmt und für das Kerngebiet wird eine absolute Jagdruhe angeordnet. Dadurch soll vermieden werden, dass infizierte Tiere aus dem Gebiet entkommen und die Seuche weitertragen. Greifen diese Maßnahmen wie in Tschechien und Belgien schnell, kann man die Seuche eliminieren. Solche Maßnahmen sind allerdings in Deutschland aufgrund der sehr hohen Wildschweindichte schwieriger umsetzbar. Es ist schwer abzuschätzen, wann es gelingen wird, ASP beim Wildschwein zu stoppen. Erschwerend kommt der hohe Druck infizierter Tiere aus Osteuropa vor allem aus Polen hinzu. Die Landwirtschaft muss sich also auf eine längere Episode mit der ASP einstellen. Sowohl konventionelle als auch biologische Betriebe müssen Maßnahmen zum Schutz der Herden ergreifen. Durch Umsetzung der an die Eigenarten des aktuellen ASP-Virus angepassten Maßnahmen der Biosicherheit sollte das gelingen ohne dabei Produktionszweige zu opfern.
Präventionsmaßnahmen
Für viele Schweinehalter gehört Biosicherheit wie Kleidungswechsel, Reinigung und Desinfektion oder Trennung in Schwarz- und Weißbereich bereits zur Normalität. Trotzdem und gerade mit Blick auf die Afrikanische Schweinepest lohnt es sich diese genauer zu evaluieren.
In der Landwirtschaft geht es in erster Linie um das Verhindern von Ansteckung und Kontamination zwischen unterschiedlichen Populationen, genauer Beständen (externe Biosicherheit) oder verschiedener Teilpopulationen eines Bestandes untereinander (interne Biosicherheit). Das funktioniert je nach Art des Auslösers unterschiedlich und die Möglichkeiten sind vielfältig und müssen an den Betrieb angepasst sein.
Um jederzeit ein Mindestmaß an Seuchenschutz gewähren zu können, gibt es einen gesetzlichen Rahmen, der nicht unterschritten werden darf. Dieser ist in der Schweinehaltungs-Hygieneverordnung zu finden. Geschaffen wurde diese Verordnung zur Gefahrenabwehr der Klassischen oder Europäischen Schweinepest. Sie richtet sich an Schweinehaltungen zu Zucht- oder Mastzwecken. Gestaffelt nach Bestandsgröße beinhaltet sie Bestimmungen zur Betriebshygiene, konsequenter Trennung von Wild- und Hausschweinen oder Begrenzung des Personenzutritts. Zusätzlich regelt die Durchführungsverordnung (EU) 2021/605 nun EU-weit die Bestimmungen zur Afrikanischen Schweinepest.