Wodurch wird die Staupe ausgelöst und wie äußert sich die Erkrankung?
Die Hundestaupe (engl.: canine Distemper) ist eine weltweit verbreitete, hochansteckende, virusbedingte Infektionskrankheit, die unter anderem bei Hunde-, Marder- und Bärenartigen (z. B. Hunde, Füchse, Marder, Waschbären, Bären, Stinktieren, Kleinbären) auftreten kann. Auch Primaten und Großkatzen können betroffen sein, Hauskatzen hingegen erkranken nicht. Für Menschen ist die Krankheit ebenfalls ungefährlich. Das Staupevirus (Canine Distemper Virus, CDV) gehört, ebenso wie das Masernvirus des Menschen, zur Familie der Paramyxoviren. Es handelt sich hierbei um behüllte Viren mit RNA (Ribonukleinsäure)-Genom. Ein eng verwandtes Virus kann auch Robben und Seelöwen infizieren (Robbenstaupevirus, phocine/seal distemper virus).
Die Übertragung der Hundestaupe findet vor allem durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren und deren Körperflüssigkeiten statt (Tröpfcheninfektion). Auch wenn das Staupevirus gegenüber allgemeinen Umwelteinflüssen wenig stabil ist, bleibt es, z. B. enthalten in Ausscheidungen, dennoch einige Tage ansteckend. Gängige Desinfektionsmittel inaktivieren das Virus aber schnell. Gegenüber Trockenheit und tiefen Temperaturen ist der Erreger vergleichsweise widerstandsfähig.
Nach einer Inkubationszeit von 3-6 Tagen treten bei erkrankten Tieren in der Regel zuerst unspezifische Symptome wie hohes Fieber und Abgeschlagenheit auf. Da das Virus verschiedene Organsysteme befallen kann, können unterschiedliche Verlaufsformen beobachtet werden. Ist beispielsweise primär der Verdauungstrakt betroffen, zeigt das Tier vor allem Durchfall und Erbrechen. In anderen Fällen können Symptome einer Atemwegsinfektion, wie z. B. Husten, Nasenausfluss oder Atemnot, häufig begleitet von einer starken Bindehautentzündung, im Vordergrund stehen. Abhängig von Verlaufsform und Schwere der Erkrankung endet diese in 30-80 % der Fälle tödlich. Tiere, welche die akute Erkrankung überstehen, können das Virus auch in einem Teil der Fälle nicht aus dem Körper eliminieren und entwickeln chronische Symptome. Hierbei ist häufig das zentrale Nervensystem betroffen (Staupeenzephalitis) und die Tiere fallen durch Krämpfe, Lähmungserscheinungen und Verhaltensauffälligkeiten auf. Auch Blindheit, Augenentzündungen, Zahnschmelzdefekte und eine übermäßige Verhornung der Pfotenballen (Hard pad disease) können beobachtet werden.
An Staupe erkrankte Tiere können den Erreger mit allen Sekreten über eine Dauer von bis zu 4 Monaten ausscheiden und stellen somit eine Infektionsquelle für andere Haus- und Wildtiere dar.
Wie wird die Staupe nachgewiesen?
Die eindeutige Diagnose am lebenden Tier ist schwierig, da der Erreger, wie schon beschrieben, relativ empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen ist und sich vermehrungsfähige Viren nur in seltenen Fällen isolieren lassen. Die klinischen Symptome sind häufig Zeichen einer Allgemeininfektion, wie sie auch von anderen Erregern ausgelöst werden können, und erlauben daher allenfalls eine Verdachtsdiagnose.
Der Nachweis der Infektion erfolgt am LHL mittels molekularbiologischer Methoden (real-time RT-PCR), mit deren Hilfe genetisches Material des Virus im Gewebe oder anderen Probenmaterialien infizierter Tiere detektiert werden kann. Dazu zählen unter anderem Blut, Urin, Kot, Augenabstriche oder Gehirn-Rückenmarkflüssigkeit. Hierbei gilt jedoch zu beachten, dass der Erreger selbst sich nur während eines begrenzten Zeitraums nach Infektion in einigen dieser Körperflüssigkeiten nachweisen lässt, beispielsweise 2-20 Tage nach der Infektion in Nasentupfern, 2-12 Tage nach Infektion im Blut und bis zu 60-90 Tage nach der akuten Erkrankung im Urin.
Der Nachweis von Antikörpern gegen das Staupe-Virus kann weitere Hinweise geben, wobei diese Tests bei geimpften Tieren nicht einsetzbar sind, da Impfantikörper nicht von Antikörpern nach einer echten Infektion unterschieden werden können. Auch in sehr frühen Phasen der Erkrankung sind solche Tests nicht aussagekräftig, da der Organismus mind. 2-3 Wochen benötigt, um Antikörper in größerer Menge zu bilden.
Bei toten Tieren gibt die Obduktion näheren Aufschluss über die Erkrankung. Durch die feingewebliche (histologische) Untersuchung lässt sich eine Staupeerkrankung mit gewisser Sicherheit – durch den Nachweis von Einschlusskörperchen in Virus-infizierten Zellen (siehe Abbildung 1) - diagnostizieren. Der sicherste Nachweis gelingt mittels real-time RT-PCR aus Organmaterial.