In einem aktuellen Fall hat eine Verbraucherin Goldfolie für die Verzierung einer Torte erworben. Der Preis lag bei 7,99€ für ca. 5 g. An zwei aufeinander folgenden Tagen trat bei mehreren Personen, die etwas von der Torte gegessen hatten, Übelkeit auf. Zudem fiel ein merkwürdiger, penetranter Geschmack der Goldfolie auf und dunkle Verfärbungen an den Kontaktflächen mit der Torte. Aus den genannten Gründen wurde die Goldfolie von der Verbraucherin zur Untersuchung beim LHL eingereicht.
Analyse
Zur Bestimmung des Goldgehaltes wurde die Probe zuerst in Gegenwart von konzentrierter Salpetersäure und Wasserstoffperoxid für mehrere Stunden bei 220 °C und 40 bar erhitzt und in eine messbare flüssige Form überführt. Die anschließende Analyse mittels induktiv gekoppelter Plasma-Massenspektrometrie (ICP-MS) zeigte nur Spuren von Gold, während ein weitergehendes Screening auf außergewöhnlich hohe Kupfer- und Zinkgehalte hindeutete. Die abschließende Quantifizierung erfolgte mittels induktiv gekoppelter Plasma-Optischer Emissionsspektrometrie (ICP-OES) und wies Zink- und Kupferkonzentrationen im zweistelligen Prozentbereich nach. Die Ergebnisse deuten auf eine Messinglegierung mit hohem Kupfergehalt hin.
Risikobewertung
Studien belegen, dass sowohl eine übermäßige Aufnahme von Kupfer als auch von Zink gesundheitliche Beschwerden hervorrufen können. Zu den häufigsten Symptomen gehören Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Langfristig kann eine erhöhte Kupferaufnahme sogar zu Leberschäden führen. Im Rahmen einer toxikologischen Risikobewertung wurde geprüft, inwieweit der Verzehr der Goldfolie zu einer akuten oder chronischen Belastung durch Kupfer und Zink führen könnte. Hierfür wurden deutsche Verzehrdaten für Kuchen herangezogen und angenommen, dass die Goldfolie 1 % des verzehrten Kuchens ausmacht. Dabei wurden die Verzehrdaten von Kindern und Vielverzehrern betrachtet, um die Gesundheitsrisiken besonders anfälliger Gruppen angemessen zu berücksichtigen.
Warnung
Die geschätzte Aufnahme von Kupfer und Zink fiel deutlich höher aus als die Kupfer- und Zink-Konzentrationen, die in Studien bereits zu Magen-Darm-Beschwerden führten. Diese Ergebnisse erhärten den Verdacht, dass die Übelkeit, die nach dem Genuss der Torte auftrat, tatsächlich mit der Goldfolienverzierung zusammenhängt. Auf Grund des gesundheitlichen Risikos durch den hohen Kupfer-Gehalt erfolgte eine Warnung über das europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittel, Lebensmittelbedarfsgegenstände und Futtermittel (RASFF, Rapid Alert System for Food and Feed).
Die Verwendung von Goldfolie zur Dekoration von z.B. Backwaren ist in der Regel unkritisch. In der EU ist Gold als Zusatzstoff E 175 für den Überzug von Süßwaren, zur Verzierung von Pralinen und in Likören ohne Höchstmengenbeschränkung (quantum satis) zugelassen. Kupfer hingegen kann ab einer täglichen Aufnahme von 10 mg und Zink ab einer täglichen Aufnahme von 225 mg zu Erbrechen führen.