Übersicht über die aktuelle Lage - Stand November 2022
Deutschland
Deutschland ist seit dem 10.09.2020 direkt von der ASP betroffen, als das Virus bei einem toten Wildschwein in Brandenburg nachgewiesen wurde, welches ca. sechs km entfernt von der polnischen Grenze gefunden worden war. Da es sich bei dem beprobten Tierkörper um einen weitestgehend verwesten Kadaver handelte, wird davon ausgegangen, dass der Seucheneintrag bereits einige Wochen zuvor stattgefunden hat. Als wahrscheinliche Ursache für die Einschleppung der ASP nach Deutschland werden infizierte Wildschweine angesehen, welche aus Polen eingewandert sind. Denn in Polen breitete sich ab November 2019 die Infektion unter Wildschweinen in Gebieten nahe der deutschen Grenze zunehmend aus. Auch ein im Dezember 2019 auf deutscher Seite errichteter Wildschutzzaun konnte die Ausbreitung nach Deutschland nicht aufhalten. Die Untersuchungen von Wildschweinen entlang der polnischen Grenze wurden als Reaktion auf den Virusfund in Deutschland deutlich verstärkt und führten, neben Brandenburg, auch in Sachsen zu Funden ASP-infizierter Wildschweine (403 gemeldete Ausbrüche 2020). Ende November 2021 kam es zusätzlich in Mecklenburg-Vorpommern zum Fund ASP-infizierter Wildschweine im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Wie es genau zu diesem Sprung in der Ausbreitung kommen konnte, bleibt weitgehend unklar. Eine Verschleppung durch den Menschen (z.B. über kontaminierte Lebensmittel) wie auch in Tschechien (2017, siehe „Europa“) oder Belgien (2018, siehe „Europa“) ist aber wahrscheinlich. Das ASP-Geschehen im Wildschweinebestand in den drei genannten Bundesländern hält seitdem weiter an. So wurden 2021 insgesamt 2.720 Fälle gemeldet und 2022 bislang 1325 Fälle. In Hessen gab es bisher keine Nachweise der ASP.
2021 und 2022 wurden auch insgesamt sieben Ausbrüche der ASP in Hausschweinebeständen entdeckt. Die ersten drei davon ereigneten sich in Beständen in den Landkreisen Spree-Neiße bzw. Märkisch-Oderland (Brandenburg). Alle Betriebe lagen in Gebieten, in denen das ASP-Virus bei Wildschweinen bereits mehrfach gefunden wurde, daher wird davon ausgegangen, dass das Virus auf nicht genauer bekanntem Wege aus der Wildtierpopulation in die Bestände gelangt ist. Auch ein weiterer Ausbruch 2022 in der Uckermark ist mit höchster Wahrscheinlichkeit auf die gleiche Ursache zurück zu führen.
Die verbleibenden drei Ausbrüche in Hausschweinebeständen traten in Regionen auf, die zuvor nicht von ASP-Infektionen bei Wildschweinen betroffen waren und auch weiterhin frei davon sind. Sie ereigneten sich in Mecklenburg-Vorpommern (Landkreis Rostock), Baden-Württemberg (Landkreis Emmendingen) und Niedersachsen (Landkreis Emsland). Zu dem Fall im Landkreis Rostock sei angemerkt, dass es keine Hinweise auf eine Verbindung zu den Virusfunden bei Wildschweinen im Landkreis Ludwigslust-Parchim gab. Auch flächendeckende Untersuchungen von Wildschweinen im Kreis Rostock rund um den Ausbruchsbetrieb, lieferten keine Hinweise auf ein Infektionsgeschehen bei Wildschweinen in dieser Region. Die exakte Ursache für die drei genannten Ausbrüche bleibt unklar, jedoch ist von einem menschlichen Einfluss auszugehen, der zu diesen Punkteinträgen geführt hat. Die spezifischen Bekämpfungsmaßnahmen konnten nach Tötung der Tiere in den betroffenen Beständen, inkl. anschließender Reinigung und Desinfektion, wieder vollständig aufgehoben werden. Jedoch bleibt es dabei, dass routinemäßig in der gesamten Bundesrepublik Wildschweine und Hausschweine jährlich nach bestimmten Stichprobenzahlen auf das Virus untersucht werden, um Neueinträge in bisher nicht betroffene Gebiete frühzeitig entdecken zu können. Auch in Fällen von verdächtigen Krankheitserscheinungen bei Hausschweinen werden Ausschlussuntersuchungen auf afrikanische Schweinepest durchgeführt (s.a. Abschnitt „Vorbeugung und Seuchenbekämpfung“).
Die oben geschilderten Fälle zeigen, dass Landwirte und alle mit schweinehaltenden Betrieben befassten Personen weiterhin dazu aufgerufen sind mit besonderer Sorgfalt die betriebliche Biosicherheit einzuhalten, auch wenn die ASP in der Wildschweinpopulation weit entfernt zu sein scheint.
Die Situation in Hessen
Bislang wurden in keiner Untersuchung hessischer Schweine oder Wildschweine Hinweise auf ASP-Infektionen gefunden (siehe auch Abschnitt „Vorbeugung und Seuchenbekämpfung“). Jedoch besteht ein permanentes, nicht zu unterschätzendes Risiko für Einträge aus infizierten Gebieten. Gemessen an den Schwarzwild-Jagdstrecken der vergangenen Jahre gehört Hessen neben Baden-Württemberg und Bayern zu den Bundesländern mit den größten Wildschweinpopulationen, sodass eine große Zahl empfänglicher Wirte für das Virus vorhanden ist. Zudem wird Hessen aufgrund seiner geographischen Lage von einem Netz von Fernstraßen durchzogen und ist Sitz des Rhein-Main-Flughafens in Frankfurt, was einen enormen internationalen Personen- und Warenverkehr mit sich bringt, über den ASP-haltige Produkte in das Bundesland gelangen können. So haben stichprobenartige Kontrollen gezeigt, dass in der Vergangenheit bereits versucht wurde, illegal Schweinefleischprodukte auch aus Ländern einzuführen, die von ASP-betroffenen sind.
Europa
Die aktuellen Ausbruchszahlen der ASP in Europa im Jahr 2022 (ohne Deutschland) sind in Tabelle 1 a) und b) dargestellt. Ein Film, welcher die Ausbreitung seit 2007 illustriert, findetÖffnet sich in einem neuen Fenstersich außerdem auf der Homepage des Friedrich-Loeffler-Instituts.
Ausgehend vom ersten Auftreten der ASP 2007 in Georgien, breitete sich das Virus zuerst vorwiegend in Russland aus, wo es inzwischen flächendeckend verbreitet ist und bei Haus- und Wildschweinen vorkommt. 2014 kam es dann zu Einträgen nach Estland, Lettland, Litauen, in die Ukraine und in den Osten Polens. Nach Moldawien 2017, Rumänien, Ungarn und Bulgarien ab 2018, Serbien 2019 und der Slowakei ab 2020, erreichte es Nordmazedonien im Januar 2022.
Tschechien war ab 2017 vorübergehend von einem ASP-Geschehen bei Wildschweinen betroffen. Intensive Bekämpfungsmaßnahmen und eine vorteilhafte geografische Beschaffenheit des Ausbruchsgebiets ermöglichten aber die Tilgung des Virus und das Land konnte sich im Februar 2019 wieder „frei von Afrikanischer Schweinepest“ erklären.
In einem Sprung nach Westen erreichte der Seuchenzug im September 2018 auch Belgien, wo 60 km von der deutschen Grenze im Dreiländereck Belgien-Frankreich-Luxemburg am 13.09.2018 ein erstes ASP-infiziertes Wildschwein gefunden wurde. Dieses Geschehen blieb regional begrenzt und konnte wieder getilgt werden. Im Dezember 2020 wurde Belgien der Status „frei von Afrikanischer Schweinepest“ wieder zuerkannt.
Italien, wo auf Sardinien die ASP seit 1978 endemisch vorkommt, ist seit Januar 2022 auch von ASP-Infektionen bei Wildschweinen auf dem Festland betroffen. Die genetischen Eigenschaften der nachgewiesenen Viren weisen dabei darauf hin, dass der Viruseintrag aus dem europäischen Ausland erfolgt ist und nicht die Verschleppung von Viren aus Sardinien die Ursache ist.
Wie aus den Tabellen ersichtlich wird, ist bemerkenswert, dass in den verschiedenen Ländern die Wildschweine- und die Hausschweinepopulationen teilweise sehr unterschiedlich stark von der ASP betroffen sind. So wurden in Ungarn beispielsweise bislang nur ASP-Funde bei Wildschweinen berichtet.