Wie können Menschen sich vor einer Infektion schützen?
- Aufgefundene tote Tiere sollten von autorisierten Personen (Jagdpächter, Förster, Veterinärbehörden) einer Untersuchung im Landesbetrieb Hessisches Landeslabor zugeführt werden. Die Tiere sollten dabei auf keinen Fall mit bloßen Händen berührt werden.
- Die Erkrankung ist in Deutschland nach dem Infektionsschutzgesetz und dem Tiergesundheitsgesetz meldepflichtig. Daher dienen diese notwendigen Untersuchungen auch dem Zweck, einen aktuellen Überblick über das Krankheitsgeschehen in einem Gebiet oder einer Region zu erhalten.
- Haut-und Schleimhautkontakte mit kontaminierten Tiermaterialien (zum Beispiel beim Schlachten oder Enthäuten infizierter Tiere) ist zu vermeiden, ebenso der Verzehr von nicht ausreichend erhitztem Fleisch. Auch kontaminiertes Wasser oder die Inhalation des Erregers über kontaminierte Stäube und Aerosole (Erde, Stroh oder Heu) kann im Einzelfall zu Erkrankungen des Menschen führen. Damit ist insbesondere die Landbevölkerung einem gewissen Infektionsrisiko ausgesetzt.
- Hohe Temperaturen und übliche Desinfektionsmittel zerstören die Bakterien zuverlässig. Gegen Kälte sind die Erreger allerdings weitgehend resistent. So lässt sich Francisella tularensis auch noch nach mehreren Jahren in gefrorenem Hasenfleisch nachweisen.
Krankheitssymptome beim Menschen
Wenn sich Menschen mit dem Erreger infiziert haben, treten in der Regel nach 2-14 Tagen neben unspezifischen Symptomen wie einem allgemeinen Krankheitsgefühl unterschiedlich schwere Verlaufsformen wie Fieber und Gliederschmerzen sowie gegebenenfalls eine Lungenentzündung auf. Die Schwere der Symptome ist weitgehend von der Virulenz des Erregers, der aufgenommenen Erregermenge, der Eintrittspforte der Infektion sowie der Immunitätslage der/des Betroffenen abhängig.
Gelangt der Erreger über verletzte Haut in den Körper, entsteht an der Eintrittsstelle zunächst ein meist schmerzhaftes Knötchen, das sich später auch zum Geschwür verändern kann. Meist sind die benachbarten Lymphknoten mitbetroffen. Durch Vereiterung und Einschmelzung sind diese dann zusätzlich schmerzhaft geschwollen. Diese Form der Tularämie wird als kutano-glandulär bezeichnet. Es gibt allerdings auch die oral-glanduläre (Erreger dringt über die Mundschleimhaut ein) und die okkulo-glanduläre (Erreger dringt über die Schleimhaut des Auges ein) Form. Werden die Erreger über die Atemwege aufgenommen (Stäube, Aerosole), entsteht vielfach ein schwerer Krankheitsverlauf mit hohem Fieber und einer Lungenentzündung. Bei dieser septischen Form treten die meisten Todesfälle auf. Eine überstandene Infektion hinterlässt einen über Jahre andauernden Schutz durch das Immunsystem.
Therapie
Die Erkrankung kann beim Menschen gut mit üblichen Antibiotika bekämpft werden. Die Heilungsaussichten sind bei frühzeitigem Therapiebeginn überwiegend gut. Bei exponierten Personen wird nach Kontakt mit einem kontaminierten Tierkörper in Einzelfällen der prophylaktische Einsatz von Antibiotika empfohlen.
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Hintergrund
Vor mehr als 100 Jahren trat erstmals in Kalifornien eine Erkrankung bei Eichhörnchen auf, die durch die damals völlig neue Bakterienart Francisella tularensis (benannt nach dem Bakteriologe Edward Francis ) ausgelöst worden war.
Welche Tiere sind betroffen?
Bislang konnte Francisella tularensis bei mehr als 125 Säugetierarten nachgewiesen werden. Das Erregerreservoir stellen unterschiedliche wildlebende Kleinsäuger-Arten, vor allem Hasenartige, Nagetiere (Mäuse, Ratten, Eichhörnchen etc.) und Biber dar. Die Tiere werden meist durch blutsaugende Insekten wie Zecken, Milben, Flöhe oder Mücken infiziert. Auch der direkte Kontakt mit infizierten Tieren, oder eine indirekte Übertragung durch kontaminiertes Wasser oder Ausscheidungen kommen als Infektionsquellen in Frage.
Arten wie die Wasser- und Bisamratte sowie die große Wühlmaus können zwar infiziert werden, erkranken jedoch selbst nicht und werden somit zu Überträgern der Erkrankung. Auch Vögel wie Möwen oder Raubvögel können den Erreger über weite Strecken verschleppen. Hunde –insbesondere Jagdhunde - infizieren sich ebenfalls und stellen aufgrund der Nähe zum Menschen ein für ihn ernstzunehmendes Infektionsrisiko dar.
Insbesondere in Ländern der nördlichen Hemisphäre trat die Erkrankung in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mehrfach auf. Zum Teil handelte es sich um Ausbruchsgeschehen auch mit menschlichen Erkrankungen, die insgesamt mehrere Tausend Personen betrafen. Die in den Folgejahren durchgeführte weitergehende Charakterisierung des Erregers der Tularämie ergab, dass in Nordamerika die Typen A (Francisella tularensis ssp. tularensis) und B (Francisella tularensis ssp. holarctica) unterschieden werden können. Die besonders schweren Erkrankungen gingen vom Subtyp A aus und sprechen für eine hohe krankmachende Wirkung (Virulenz) dieses Erregertyps, während die Unterart B eine eher mildere Verlaufsform der Erkrankung beim Menschen verursachte. In Nordeuropa hingegen konnte bei allen bisherigen Krankheitsgeschehen stets nur die „harmlosere“ Unterart B nachgewiesen werden. Dennoch stellt auch diese einen ernstzunehmenden Infektionserreger dar.
Obwohl das Bakterium sich leicht von Tier zu Tier lässt bzw. von Tier zu Mensch übertragen lässt, ist eine Übertragung von Mensch zu Mensch nicht bekannt. Die für eine Ansteckung ausreichende Menge des Erregers beträgt nur etwa zehn Keime. Zum Vergleich: Zur Entwicklung einer Salmonellenerkrankung werden mehr als 500.000 Bakterien benötigt.
Erregernachweis im Labor
Der Nachweis der Tularämie bei gefallenen Tieren erfolgt durch pathologisch-anatomische und mikrobiologische Untersuchungen. Dabei gibt die Sektion meist erste Hinweise auf das Vorliegen der Erkrankung. Verstreute, gelblich-graue, knotige Veränderungen (Nekrosen, Abszesse), wobei insbesondere die Leber, die Milz und die Lymphknoten gegebenenfalls auch die Lunge und Niere betroffen sind, sowie eine Schwellung der Milz (Abb. 3) und der Lymphknoten sind verdächtig.